Blind

Es war so einer der Tage, die schon beim Aufstehen Unheil ankündigten, zuerst hatte sie verschlafen, dann sprang der Wagen nicht an und dann war auch noch jede Ampel rot. So ging es weiter, den ganzen Tag lief ihr nichts von der Hand, alles ging schief und als Theresa abends nach Hause kam spürte sie diese komische Stimmung und Unbehagen machte sich breit, denn es schien, als würde es nicht abreißen.

Sie wusste nicht mal was vorgefallen war, aber als sie Kai´s Blick sah, wusste sie, dass er stinksauer war und seine wenigen Worte waren kalt und schneidend wie ein scharfes Messer. Sie wagte keinen Mucks, kein Wort, kein Atmen.
Kai sagte nur: Zieh Dich aus und geh raus. Sie tat es, wie immer ohne Fragen, ohne Zögern und auch dieses mal ohne eine Ahnung zu haben, welche Fehler er sie bezichtigte. Am Anfang, als sie noch seine einzige Sub war, da fragte sie, bat um Erklärung, was sie falsch mache und was sie besser machen könne und er war geduldig und verstand, dass es ihre Art war, zu lernen. Es ging ihr nicht um das Verhindern einer Strafe, was er zuerst dachte, als sie das Argumentieren du Fragen begann, sondern schlichtweg darum, aus den Fehlern zu lernen. Verstand sie die Hintergründe nahm sie seine Strafen dankbar an, denn es würde ihr niemals wieder derselbe Fehler passieren. Als Agnes hinzugekommen war, war Kai´s Geduld im Keller und irgendwann fragte sie nicht mehr, da er immer ungehaltener reagierte, wenn auch sie um seine Antworten bat. Er hatte für manches schon bestraft, was sie nicht getan hatte und irgendwann, als sie versuchte hatte es ihm zu sagen, da Ohrfeigte er sie so heftig und warf ihr vor, sich um die Strafe zu drücken und Agnes vorzuschieben, dass sie sich nicht mehr traute noch etwas zu sagen.

Und nun war es wieder wie so oft in den letzten Monaten: Agnes, die andere, saß bei ihm, drin, war ihm nah, sie hatte wieder mal einen Fehler gemacht und als Kai dahinter kam stellte sie es so dar, als wäre es Theresa gewesen und da diese keine Widerworte mehr wagte, kein Aufmucken, kein Fragen, was passiert sei, strafte er sie. “Du wirst draußen Zeit haben in aller Ruhe darüber nachzudenken“ sagte er.
Theresa tat wie geheißen und doch alles in ihr schrie nach Hilfe – jedoch nichts passierte und Agnes war zu feige, denn sie wusste, es würde noch sehr viel härter für sie selbst, wenn sie nun gestehen würde, also blieb sie still.

Tessi, wie sie auch gerufen wurde stand draußen auf dem Balkon, als Kai hinter sie trat und sie mit seinem harten Griff ins Genick auf die Knie zwang; sie hatte so viel Angst, dass sie direkt auf die Kniescheiben fiel und sofort merkte sie das warme Blut, das aus der aufgeschlagenen Wunde rann.
Er sagte nichts, sah sie nur an und sie nahm ihre Demutsposition ein, bis auf ihre Hände, die er oberhalb ihres Kopfes unbarmherzig und hart fixierte. Dann drehte er sich um und ging wieder rein und verschloss die Türe.
Sie kauerte auf dem Balkon, fixiert mit den Händen am Geländer, nackt.
Ihr war so unbeschreiblich kalt, sie zitterte, krampfte, aber er hatte sie alleine dort gelassen, die Balkontüre war zu und so hörte niemand  ihr leises weinen.

Ein Blick nach drinnen und Tessi sah, wie sich Agnes an ihn schmiegte. Sie grinste dabei hochmütig.
In stiller Wut weinte sie ihre Tränen und merkte, wie ihre Füße bizzelten.
Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber mittlerweile waren die Tränen versiegt, die Beine komplett eingeschlafen und die Muskeln steif.

Sie spürte nichts mehr, außer, dass sie dringend eine Toilette brauchte – doch sie wagte immer noch keinen Laut und so passierte das Unvermeidliche. Sie urinierte auf den Boden. Es war ihr so unendlich peinlich, aber sie konnte es nicht mehr einhalten. Diese Entspannung löste nun eine Kettenreaktion aus: Sie begann zu krampfen, zitterte am ganzen Körper und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ihr Herr die Türe öffnete. dass er ihr seine Hand zum Kuss reicht, aber nichts passierte – sie blieb alleine.  Sie war beschmutzt, sie mochte sich nicht mehr, am liebsten wäre sie vom Balkon gesprungen – niemals wollte Theresa ihm so unter die Augen treten.

Und dann sackte sie weg, ob sie in ihrer Erschöpfung einschlief oder bewusstlos wurde wusste sie nicht, aber sie wurde wach, als sie einen Schrei hörte – die andere stand bei ihr, rüttelte an ihren Armen. Tessi öffnete die Augen und sah den Ekel in Agnes Blick.
Agnes hatte den Schlüssel zu den Handschellen und löste sie.
Ihre Arme fielen kalt und gefühllos auf den Boden neben sie und behutsam begann Theresa langsam ihre Finger zu bewegen.
Nach einiger Zeit fühlte sie wieder ein wenig Kraft in ihren Armen und so kippte sie nach vorne und krabbelte hinein, alleine, verdreckt, beschämt.

Ob Kai sie sah, ob er sie dabei ansah wusste sie nicht, sie wagte nicht, ihn in diesem Zustand anzusehen.
Vor ihm stoppte sie, bedankte sich für die Strafe und erbat die Erlaubnis, sich zu entfernen und mit Tränen in den Augen kroch Theresa weiter, ins Bad.
Sie konnte es nicht zuordnen, doch da war ein Geräusch hinter ihr, das klang wie  das unterdrücke Schluchzen der anderen – dieser wurde wohl grade klar, dass es eigentlich sie sein müsste, die da nun kriecht, doch sie sagte noch immer nichts.

Mühsam krabbelte sie in die Dusche, das heiße Wasser tat gut und so langsam waren ihre Beine wieder so, dass sie es wagte, sich aufzustellen. Sie wusch den Schmutz, den Gestank von ihrem Körper – die Schande und die Schmach jedoch konnte sie nicht einfach abspülen und so begann sie mit der harten Bürste ihre Haut zu schrubben, immer härter und härter, aber Tessi spürte nichts mehr, nicht einmal das Brennen des Duschgels in den Wunden.

Tessi blickte nicht auf die Uhr als sie aus der Wanne stieg, sie griff nach der Flasche mit Öl und bestrich langsam und bedächtig ihren Körper, ging nackt und erschöpft an ihren kleinen Ort der Besinnung im Schlafzimmer und vertiefte sich in ihr Regelstudium.

Sie las alle Regeln, langsam und bedächtig, versuchte daraus Kraft zu schöpfen, darin Antworten zu finden und stand, zog sich an, griff die Wagenschlüssel und verließ die Wohnung.
Sie hatte sich so sehr bemüht die Türe leise zu schließen, wollte durch kein Geräusch Kai stören, doch es war eine schwere Türe und sie war einfach nur noch kraftlos und so die Türe fiel ins Schloss.  Die veranlasste Kai Agnes zu schicken und nachzusehen, zumal Theresa schon eine ganze Weile weg war und es war so still.
Kai spürte Tessis Aura, er wusste wo sie war, sofern sie in seiner Nähe war, wenn auch nicht im selben Raum, da war eine ganz tiefe Verbundenheit und wenn sie außerhalb dieses Rahmens war, z.B. auf ihrer Arbeitsstelle, dann fühlte er etwas wie einen kalten Punkt auf seinem Herz.

Da sah sie, dass Tessi alles zurückgelassen hatte – die Papiere, das Handy, ihre Handtasche, sogar ihren Wohnungsschlüssel hatte sie stecken lassen – sie kehrte zurück zu ihm und wieder schwieg sie.
Und nun stand Kai auf, ging schweigend nach seiner Sklavin schauen, er hatte ihr erlaubt sich zurückzuziehen, aber dass sie die Wohnung verlassen würde, hatte er nicht einmal im Traum geahnt. Nun sah auch er, dass sie alles zurückgelassen hatte, dass einzig ihr Autoschlüssel fehlte.
Mit Tränen in den Augen kehrte er zurück, sah Agnes an, schwieg aber ebenfalls.

Und ganz langsam drängte sich die Realität in seinen Kopf, kroch hinein in sein Gewissen, sein Verstand fuhr bis eben noch Achterbahn, aber als er Agnes ansah wusste er, dass sie eine intrigante und verlogene Person ist, zu feige, für ihr Fehlverhalten einzustehen und dass sie es immer auf Tessi geschoben hatte. Er erinnerte sich, wie Tessi ihn fragte, völlig erschrocken, entsetzt und verständnislos ansah, was er ihr vorwarf getan zu haben, sie brachte damals noch hervor, dass sie doch zu dem Zeitpunkt noch bei ihrem Chef im Büro dieses Gespräch geführt habe, aber er war so überzeigt von Agnes Version, dass er Theresa 2 so saftige Ohrfeigen gegeben hatte, dass ihm die Hand noch lange danach brannte. Dies war das letzte mal, dass sie ihn fragte, um Hilfe und Erklärung bat, Antworten bei ihm suchte und nun fiel ihm auch wieder ein, wie sie fortan immer zusammen zuckte, wenn er die Hand hob, auch wenn es nur war, weil er ihr sanft das Gesicht streicheln wollte. Ja, jetzt wurde ihm auch klar, warum er nicht mehr in der Seele seiner Kleinen spazieren gehen konnte. Sie hatte so unendlich viel Angst und sah sich ohne Chance und Akzeptanz gegenüber Agens, dass sie einfach nur noch angstvoll erduldete. Verdammt, nun war es ihm klar, doch wo um Himmels Wissen ist seine Theresa?

Von all diesem ahnte Tessi nichts und sie fuhr, mit völlig überhöhter Geschwindigkeit die Bundesstrasse durch den Wald.
Die Tränen nahmen ihr die Sicht und sie merkte wie sie schleuderte. Verdammt sie liebte ihn, sie war stolz an Kais Seite zu dienen, ihn zu erfreuen, ihm zu jeder Zeit und in jeder erdenkliche Form vertrauend zu dienen und nun wusste sie nicht mehr was und wohin. An ihren Gefühlen, an ihrer Liebe zu ihm hatte sich nichts geändert – sie ärgerte sich, das Handy nicht mitgenommen zu haben.
Ob er schon entdeckt hat, dass sie nur den Schlüssel dabei hatte? Ob er versuchen würde sie anzurufen, wenn sie das Handy mitgenommen hätte?
Was dann passierte weiß sie nicht mehr, ob sie das Lenkrad verrissen hat, ob sie einem Tier ausweichen wollte oder ob sie eine Kurve zu sehen glaubte, die aber erst viel später kam,….
Als es klingelte stand Kai schon an der Türe, die junge Polizistin sah ihn an, bat ihn, mitzukommen.
Er drehte sich zu Agnes und sagte, dass er alleine ginge und sie nicht mehr zusehen wünsche, nie mehr!  Er hatte erkannt, dass sie hinterlistig war, er hat eingesehen, immer und immer wieder die Falsche gestraft zu haben.

Lieber blieb er von nun an alleine, als sie noch mal zu sehen.
Im Krankenhaus führte man ihn nicht in den Keller, sondern auf die Intensivstation.
Da sah er sie – ihr Gesicht völlig entspannt, keine Schläuche, nichts.
Man ließ ihn alleine und Kai ging zu ihr. Er streifte mit seiner Handinnenfläche ihre Wange, das, was Tessi immer so sehr das Gefühl von Geborgenheit gab, doch ihre Wange war kalt, er griff ihre Hand, beugte sich runter, küsste ihre Augen und seine Tränen benetzten ihr Gesicht.

Da, plötzlich, spürte er eine Bewegung an seiner Hand, sie griff und hielt sie und er drückte sanft ihre Hand, er spürte, wie sie versuchte, ihre Hand zu heben und half ihr.
Sie versuchte, ihrer beider Hände zu ihrem Mund zu führen und sie schaffte es und dann küsste sie seine Hand voller Liebe und Vertrauen, so wie sie es immer getan hatte. Mit sanfter Stimme sagte er: Theresa, ich liebe Dich und sie nickt ganz leicht.

Er wusste, sie würde es schaffen, sie würde bei ihm bleiben und mit einem Lächeln setzte  Kai sich an ihr Bett, legte sein Gesicht in ihre Hände und schlief ein.

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